Österreich: Komplexes Berufsbild – Notfallpflege endlich neu aufstellen

Obwohl in zentralen Bereichen von Krankenhäusern tätig, gibt es für die Notfallpflege in Österreich keine spezialisierte Ausbildung. Ein Zustand, der nicht mehr zeitgemäß ist.

Die Etablierung einer Sonderausbildung für Notfallpflege – mit den entsprechenden Kompetenzerweiterungen – ist nur eine von vier Forderungen, die die Bundesarbeitsgemeinschaft Notfallpflege Österreich erhebt. Weitere Forderungen sind die Einbeziehung von Expert:innen aus der Notfallpflege bei berufspolitischen Entscheidungen, die Übernahme deutscher Empfehlungen für die Berechnung des Personalschlüssels und die offizielle Aufnahme der Notfallpflege in die erweiterten und speziellen Tätigkeitsbereiche des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes.

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Checklisten bei der Übergabe eines Patienten des Rettungsdienstes in einer zentralen Notaufnahme (ZNA)

Symbolbild

„Es geht uns hier nicht nur darum sichtbarer zu werden“, betonen die beiden Autoren des Positionspapiers Matthias Hellmair und Michaela Klinglmair, „sondern es geht vor allem auch um fachliche Fragestellungen“. Eine Professionalisierung dieses sensiblen Spezialbereichs der Pflege ist für die Qualitätssicherung und -steigerung wichtig. Zudem handelt es sich bei Notaufnahmen um zentrale Schnittstellen in Krankenhäusern, da sie zu den wichtigsten Eintrittspforten gehören.

Sehr breites und anspruchsvollen aufgabengebiet

„Es gibt kaum Bereiche, in denen Kolleg:innen der professionellen Gesundheits- und Krankenpflege mit so einem breiten und anspruchsvollen Spektrum an vielfältigen Herausforderungen konfrontiert werden“, erklärt Hellmair, Vorsitzender der ÖGKV Bundesarbeitsgemeinschaft für Notfallpflege, weiter, „Herausforderungen, die oft weit über das Medizinisch-pflegerische hinausgehen.“

Unterstützt wird dieses Anliegen auch von der AAEM-Österreichischen Gesellschaft für Notfallmedizin, die die innerklinische Notfallmedizin in Österreich repräsentiert. „Eine profunde, strukturierte und qualitätsüberprüfte Ausbildung muss Österreich-weit vergleichbar sein und soll nicht nur die Betreuungsqualität von Menschen mit akuten Notfällen garantieren, sondern soll auch eine zielgerichtete und kosteneffiziente Organisation in den innerklinischen Notfalleinrichtungen ermöglichen“, sagt AAEM-Präsident Prof. Harald Herkner.

Auch die Sektion Notfallmedizin der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) bekräftigt als grösste notfallmedizinische Fachgesellschaft in Österreich die Forderung nach einer zielorientierten Ausrichtung und Verbesserung der Ausbildung für die Notfallpflege. „Hier ist der Gesetzgeber dringend gefordert, eine bundesweit einheitliche, strukturierte Ausbildung sicherzustellen und die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen“, bekräftigt der Vizepräsident der ÖGARI, Univ. Prof. Dr. Helmut Trimmel.

Schweiz und Deutschland weit voraus

In Deutschland gibt es bereits seit 2016 eine bundesweite Sonderausbildung für Notfallpflege und die dazugehörige Zusatzqualifikation ist seit 2018 gesetzlich verankert. In der Schweiz gibt es eine vergleichbare Ausbildung bereits seit 2007. „Deswegen ist es höchste Zeit dieses Versäumnis in Österreich zu korrigieren und der Notfallpflege – und damit auch den Patient:innen – den Stellenwert zu geben, den es braucht“, forder Notfallpflege-E Klinglmair.

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