Welt-AIDS-Tag: Alle zwei Minuten HIV-Neuinfektion eines Jugendlichen

UNICEF warnt: Die HIV-Präventionen und Behandlung für junge Menschen müssen dringend verstärkt werden. Im Jahr 2015 gab es circa 250.000 neue HIV-Infektionen unter Jugendlichen zwischen 15-19 Jahren – Tendenz steigend.  Laut Bericht werden sich bis 2030 durchschnittlich 400.000 Jugendliche jährlich mit HIV infizieren, falls es keinen deutlichen Fortschritt bei den weltweiten Präventionsmaßnahmen gibt.

 

„Weltweit gab es enorme Fortschritte bei der Bekämpfung von AIDS, aber der Kampf ist noch lange nicht vorbei – besonders für Kinder und Jugendliche”, so der UNICEF-Direktor Anthony Lake. „Alle zwei Minuten infiziert sich ein/e Jugendliche/r neu mit HIV – meistens ein Mädchen. Wenn wir AIDS beenden wollen, müssen wir die Dringlichkeit, die diese Thematik verdient, zurückgewinnen – und unsere Anstrengungen, jedes Kind und jede/n Jugendliche/n zu erreichen, verdoppeln.“ AIDS bleibt eine der Hauptursachen für Todesfälle unter Jugendlichen: im Jahr 2015 sind 41.000 Jugendliche zwischen 10-19 Jahren an den tödlichen Folgen der Krankheit gestorben.

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Der UNICEF-Bericht schlägt vier Strategien zum besseren Fortschritt in der HIV-Prävention unter Jugendlichen und der Behandlung von bereits infizierten Kindern und Jugendlichen vor:

• Mehr Investitionen, vor allem in lokale Lösungsansätze.

• Ausführlichere Datenerhebung zu HIV und AIDS.

• Beendigung der Genderdiskriminierung, wie auch geschlechtsspezifischer Gewalt und Stigmen.

• Verstärkte Präventionsmechanismen, wie auch die Bereitstellung von Präexpositionsprophylaxe (PrEP), finanziellen Förderungen und einer umfassenden Behandlung der Thematik im Schulunterricht.

 

Im Jahr 2015 lebten weltweit fast zwei Millionen Jugendliche zwischen 10-19 Jahren mit einer HIV-Infektion. Zwei Drittel aller weltweiten Neuinfektionen sind in Subsahara-Afrika zu verzeichnen. Rund drei Viertel aller neu infizierten Jugendlichen sind Mädchen.

• In der Prävention der Mutter-Kind-Übertragung von HIV wurden erhebliche Fortschritte erzielt. Zwischen 2000 und 2015 konnten weltweit 1,6 Millionen Neuinfektionen durch die Mutter-Kind-Übertragung verhindert werden.

• Im Jahr 2015 gab es 1,1 Millionen neue HIV-Infektionen bei Kindern, Jugendlichen und Frauen.

• HIV-positive Babys und Kleinkinder bis zu vier Jahren sind dem größten Risiko an AIDS-bezogenen Krankheiten zu sterben ausgesetzt. Sie werden oft zu spät auf HIV getestet und erhalten dadurch auch zu spät Medikamente. Weltweit wird nur die Hälfte der Neugeborenen von HIV-positiven Müttern in den ersten beiden Monaten nach der Geburt auf HIV getestet.

 

Obwohl es Fortschritte bei der Verhinderung von neuen HIV-Infektionen gibt und die Anzahl an Todesfällen reduziert werden konnte, sind laut UNICEF die internationalen Fördergelder zur Bekämpfung von AIDS rückläufig.

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Harsche Kritik an deutschen Krankenkassen

Deutschlands Aids-Hilfe, die Aids-Gesellschaft und die Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter (Dagnä) kritisierten in einer gemeinsamen Aussendung die Krankenkassen scharf. Eine medikamentöse HIV-Prophylaxe sei möglich, werde jedoch von den Kassen nicht bezahlt. Das Medikament „Truvada“ verhindert zuverlässig eine HIV-Neuinfektion von Menschen mit riskantem Sexualverhalten (insbes. ungeschützten sexuellen Kontakten) und häufig wechselnden Partnern, betonen die Expert/innen.

Die auch als „Präexpositionsprophylaxe“ bezeichnete Medikation  in ist seit Oktober in Europa verordnungsfähig. Die Krankenkassen haben jedoch erklärt, für die Kosten (Monatspackung 820 Euro) nicht aufzukommen. Der Mediziner Dr. Knud Schewe dazu: „Aus ärztlicher Sicht können wir es nicht länger verantworten, HIV-gefährdete junge Menschen abzuweisen. Das Ergebnis sind vermeidbare HIV-Infektionen.“

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