Durchbruch für Steiermarks Pflegeheime: Mehr Planstellen und mehr Transparenz

Nach langen Verhandlungen von Heimbetreibern und Gewerkschaften (Bündnis für gute Pflege) mit dem Land Steiermark und dem Gemeinde- und Städtebund konnte Ende September endlich ein Durchbruch erzielt werden. Demnach soll es 800 zusätzliche Planstellen, sowie mehr Transperenz im Verrechnungsmodell geben. Ob dieses Mehr an Planposten in absehbarer Zeit auch tatsächlich befüllt werden kann, ist angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels allerdings fraglich.

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Der zuständige Landesrat Christopher Drexler dazu: „Ich bin natürlich sehr froh über dieses Verhandlungsergebnis, denn es bedeutet ein Plus an Personal und damit an Betreuungsqualität. Beim Personal waren wir österreichweit Schlusslicht und liegen jetzt im guten Mittelfeld.″ Alle Verhandlungspartner zeigten sich zufrieden darüber, dass die personelle Ausstattung auf ein zeitgemäßes Niveau gehoben wurde und betonten, dass damit auch die Qualität in der Pflege sowie das regionale Pflege-Angebot gesichert sei.

Land hat Hausaufgaben gemacht

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer dankte allen Verhandlungspartnern und meinte: „Während der Bund bei der Pflege Antworten schuldig geblieben ist, hat das Land Steiermark seine Hausaufgaben gemacht! Unser Motto heißt zwar noch immer ´besser mobil als stationär´, aber dieses Ergebnis bedeutet, dass die Menschen in stationärer Pflege auch den letzten Weg ihres Lebens in Würde gehen können.″

Mehr Zeit für die Pflege – in Würde alt werden

Auch Landeshauptmann-Stv. Michael Schickhofer dankte allen Beteiligten und betonte: „Die älteren Steirerinnen und Steirer haben enorm viel für dieses Land geleistet. Daher ist es eine Frage des Respekts, dass unsere älteren Mitmenschen in Würde alt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Pflegeeinrichtungen haben künftig mehr Zeit für die Pflege. Mit der Einigung kann auch die über Jahrzehnte geschaffene Regionalisierung im Pflegeheimbereich sichergestellt werden. Die Steiermark hat immer gemeinsam mit Städten und Gemeinden auf eine Versorgung mit kleinen und mittleren Pflegeheimen in ländlichen Regionen gesetzt – und nicht nur auf große „Bettenburgen“ in den Ballungszentren. Dieser Kurs wird damit fortgesetzt.″

Transparentes und faires Modell

„Wir haben über drei Jahre hart gearbeitet um dieses transparente und faire Verrechnungsmodell zu entwickeln. Es ist beabsichtigt dieses Modell, das eine in der steirischen und österreichischen Sozial- und Gesundheitslandschaft selten detaillierte Festlegung auf Qualität, Finanzierung und Kosten bringt, mit 1. Februar 2018 in vollem Umfang in Kraft zu setzen″, so Landesrat Christopher Drexler.

800 zusätzliche Dienstposten in den steirischen Pflegeheimen

Bereits während der laufenden Verhandlungen wurde der Ausbauplan für mehr Pflegepersonal in den steirischen Pflegheimen beschlossen und die erste Anhebung mit 01.03.2016 in Kraft gesetzt. Am Ende der geplanten Maßnahmen wird dann 2019 eine neue Personalberechnung mit mehr als 800 zusätzlichen Dienstposten für alle steirischen Pflegeheime stehen. Eine neue Regelung für die verbindliche Mindestanwesenheit von Pflegepersonal im Nachtdienst wurde ebenfalls getroffen.

Maßnahmen setzen damit mehr Menschen in der Pflege arbeiten

Landesrätin Doris Kampus: „Das Ergebnis zeigt eine soziale Handschrift. Dass bis 2020 das Pflege-Personal um 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgestockt wird, ist beachtlich. Unser Ressort wird durch zahlreiche Maßnahmen mit dem AMS Steiermark seinen Teil dazu beitragen, dass mehr Menschen in der Pflege arbeiten können. Alle, die dazu bereit sind, müssen wir unterstützen. Denn eines ist klar: Für diesen anstrengenden Dienst am Menschen braucht es eine hohe fachliche und soziale Kompetenz.″

Versorgung pflegebedürftiger SteirerInnen sicherstellen

Das neue Verrechnungsmodell vereint die Vorzüge von Norm- und Ist-Kostenmodellen und wird durch spezifische Ausdifferenzierungen in unterschiedlichen Bereichen die Versorgungssicherheit der Steirerinnen und Steirer, die Betreuung in einer stationären Langzeitpflegeeinrichtung brauchen, genauso sicherstellen wie die rund 12.000 Arbeitsplätze der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen.

Pflegeleistungen und Grundleistungen getrennt dargestellt

Das Modell setzt sich aus der „Pflegeleistung″, das sind die Kosten für das Pflegepersonal und den unmittelbar mit der Pflege verbundenen Sachaufwand und aus der „Grundleistung“, das sind die Kosten für die gesamte Infrastruktur einer Gesundheits- und Pflegeeinrichtung – die Gebäude- und Betriebskosten, Verpflegung, Sachkosten und die Kosten für das nicht mit der Pflege befasste Personal (Reinigung, Wäsche, Hauswartschaft, Verpflegung, Verwaltung etc.), zusammen. Zudem erfolgte bei den Grundleistungen Differenzierung entsprechend der Nettoflächen der einzelnen Pflegeheime.

„Ein guter Tag für die steirische Pflege“

Volkshilfe-Geschäftsführer Franz Ferner: „Wichtig ist die Erkenntnis bei Betreibern und Land, dass Pflegeheime hochkomplexe Wirtschaftskörper sind. Sich ein gemeinsames Bild über diese Komplexität und die zu lösenden Herausforderungen zu machen, hat Zeit gebraucht. Aber heute ist ein guter Tag für die steirische Pflegelandschaft.″

Planungssicherheit für die nächsten Jahre

Auch GPA-Geschäftsführer Norbert Schunko zeigte sich erfreut: „Wir haben unsere Ziele erreicht: In den nächsten vier Jahren werden weitere 800 Beschäftigte aufgenommen. Das ist gut für die Betreuten und für die, die bereits jetzt in der Pflege tätig sind, denn sie werden entlastet. Außerdem haben die Betreiber für die nächsten Jahre Planungssicherheit gewonnen.″

Basis für Weiterentwicklung

Auch WKO-Obmann der Fachgruppe Steiermark der Gesundheitsbetriebe Martin Hoff betonte das „gute Ende der Verhandlungen“. „Damit ist eine Basis für die notwendige Weiterentwicklung geschaffen und der Fortbestand der außerhalb der Ballungszentren liegenden Heime gesichert.“

Kosten bei Grundleistungen sinken, Mehrkosten beim Personal

Während die Kosten für den Bereich der Grundleistungen zum derzeit im Einsatz befindlichen Normkostenmodell leicht sinken, fallen Mehrkosten durch den umfangreichen Ausbau beim Pflegepersonal an. Das Land Steiermark wird in diesem Zusammenhang auch die teilweise noch vorhandenen und vom Landesrechnungshof stark kritisierten privatwirtschaftlichen Verträge mit den Heimbetreibern durch Bescheide ersetzen. Die Kostentragung erfolgt wie bisher durch das Land Steiermark (60 Prozent) und die Sozialhilfeverbände (40 Prozent).

 

Quelle: Volkshilfe Stmk. 27.09.2017

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