Deutscher Pflegebonus: Viele Pflegekräfte gehen erneut leer aus

Wegen der „katastrophalen Umsetzung“ des Corona-Pandemie-Bonus fordert der Berufsverband Pflegemanagement eine einheitliche Bonuszahlung an alle nicht berücksichtigten Pflegenden.

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Der Berufsverband Pflegemanagement fordert Stellungnahmen von den politisch Verantwortlichen.

In einem offenen Online-Meeting Mitte November hat der Berufsverband die neuen Corona-Hilfen diskutiert. Das Fazit: Die ungerechte Ungleichbehandlung sorgt für massive Spannungen in der Berufsgruppe der Pflegenden. Ohne Erläuterung zu den Auszahlungskriterien von Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach oder der Pflegebevollmächtigten Claudia Moll wurden Zielgruppen und Beträge festgelegt, die nicht nachvollzogen werden könnten, so der Vorwurf der Teilnehmenden. Wieder einmal sei die Expertise der Profession Pflege in den gesetzgebenden Gremien ignoriert worden.

Unverständliche Kriterien führen zu ungerechter Ungleichbehandlung

Laut den Kriterien erhalten nur Pflegende in jenen 837 Krankenhäusern eine Bonuszahlung, auf deren Intensivstationen im Jahr 2021 mindestens zehn Corona-Patient*Innen für jeweils mindestens 48 Stunden beatmungspflichtig waren. Angestellte in größeren Kliniken werden daher deutlich bevorzugt. Aber auch in diesen Kliniken wird der Bonus nur an Pflegefachpersonen ausbezahlt, die auf bettenführenden Stationen arbeiten.

Die Mitarbeitenden der Notaufnahme, des OP-Bereichs, des Rehabilitationsbereichs und Hebammen gehören trotz Arbeit mit Corona-Patient*innen nicht zur Gruppe der Empfänger. Auszubildende und Pflegehilfspersonal qualifizieren sich ebenfalls nicht für den Bonus. Einrichtungen der Langzeitpflege und der ambulanten Versorgung werden im neuen Hilfsprogramm zur Gänze ausgelassen.

Diese nicht nur wahrgenommene, sondern faktische Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit führe in den Teams vor Ort zu Konflikten unter den Pflegenden selbst aber auch zwischen Pflegefachpersonen und der Unternehmensleitung, kritisiert der Berufsverband. In einer Stellungnahme fordert er daher eine sofortige Auszahlung eines einheitlichen Bonus an alle Pflegenden, die im bisherigen Verlauf nicht berücksichtigt wurden.

Trotz heftiger Rechnungshof-Kritik: Eine Wiederholung von 2020

Jüngst erst wurde die Bundesregierung vom Bundesrechnungshof für die unzureichende Umsetzung der ersten Corona-Hilfen im Jahr 2020 heftig kritisiert. Eigentlich sollten 2020 alle Pflegenden in Altenheimen und Kliniken eine „Corona-Prämie“ von 1.500 Euro steuerfrei durch ihren Arbeitgeber erhalten, doch viele Pflegeeinrichtungen hätten die Auszahlung nie beantragt, kritisierte der Mitte September veröffentlichte Rechnungshofbericht. In anderen Einrichtungen hätten die Chefs die Corona-Prämie „zu Unrecht“ für sich selbst in Anspruch genommen.

Obwohl der Bericht vor einer erneuten Nutzung des „fehler- und missbrauchsanfälligen“ Auszahlungsverfahren beim Pflegebonus ausdrücklich warnt, scheint die Bundesregierung allerdings auf dem System zu beharren und die Fehler zu wiederholen.

Stellungnahme Berufsverband Pflegemanagement

Inek-Liste der 837 Bonus-zahlenden Kliniken

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