„Bricht die Pflegestruktur ein, fällt das ganze System Krankenhaus.“
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>Artikel vom 22.11.2022 von Hanna Mayer und Ana Valente dos Santos Cartaxo (NÖPPA)
Der aktuelle Hintergrund:
„Die Ärzteschaft fühlt sich alleine gelassen mit ihren Problemen“, fasste Peter Hajek die Ergebnisse einer Umfrage unter 1.894 angestellten Ärzten in Wien zusammen. Grund der Befragung im Auftrag der Wiener Ärztekammer war eine Reihe von sogenannten Gefährdungsanzeigen.
Deutliche Qualitätsverluste in der Patientenversorgung
Acht von zehn (84 %) der Wiener Spitalsärzt*innen stimmen der Aussage zu, dass „die aktuellen Rahmenbedingungen im Spital zu einem anhaltenden und nachhaltigen Qualitätsverlust in der medizinischen Betreuung der Patient*innen führen“. Nahezu ebenso viele Befragte meinen zudem, dass es große Engpässe bei der Patient*innen-Versorgung an den Wiener Spitälern gebe, aber auch einen anhaltenden Qualitätsverlust in der medizinischen Ausbildung von Turnusärzt*innen.
Der Präsident der Wiener und der österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart, erläuterte, dass solche Gefährdungsanzeigen als internes Instrument eigentlich zu Veränderungen führen sollten, dies sei aber nicht geschehen. Vizepräsident Stefan Ferenci erklärte dazu, dass es Gefährdungsanzeigen schon länger gebe, es seien aber keine Konsequenzen gezogen worden. Deshalb hätten sich die Kolleg*innen an die Öffentlichkeit gewandt.
Von Seiten des Wiener Gesundheitsverbundes (WIGEV) habe es stattdessen eine „Maulkorberlass“ gegeben. Ferenci warf dem WIGEV vor, dass zahlreiche Kolleg*innen kündigen, weil der Gesundheitsverbund ihnen sage, dass sie gehen sollten, wenn ihnen die Rahmenbedingungen nicht passen würden.
Die Wiener Ärztekammer ermutigt die Kolleg*innen, weiterhin Missstände zu melden. Zur raschestmöglichen Verbesserung der Situation schlägt Ferenci als erste Schritte vor, zunächst offen und ehrlich über die Baustellen zu reden und die Probleme anzusprechen. Zudem müssten zunächst alle offenen Dienstposten besetzt werden – „koste es, was es wolle.“
(APA/Red)